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Gute Laune in Frankreich
1 janvier 2007

Berufstätige Frauen

In Deutschland entbrannte vor ein paar Monaten eine heftige Diskussion über das Für und Wider von berufstätigen Frauen. Eva Herman sorgte mit ihrem Buch: Das Evaprinzip für Furore. Ich habe das Buch selbst nicht gelesen, aber im Grossen und Ganzen geht es darum, dass Frauen sich wieder auf ihre Weiblichkeit besinnen und nicht um jeden Preis beruflich erfolgreich sein sollten. Die Damen der Schöpfung sollten zuhause bleiben und sich um Herd und Kinder kümmern. Das täte den Kindern gut, würde die Arbeitslosigkeit drosseln und auch die Männer würden sich wieder wie Männer fühlen. Hinzuzufügen wäre, dass Eva Herman jahrelang (quel ironie!)Tagesschausprecherin, Moderatorin und Sängerin war.

Ich bin seit 2 Jahrzehnten Hausfrau und habe mich mit Leib und Seele dem leiblichen Wohl der Meinen verschrieben. Man sollte nun denken, dass dieses Buch für mich geschrieben wurde und meine Meinung 100 pro vertritt.
Nun jaaa... Im Prinzip schon.
Wer in Frankreich nur Hausfrau ist, wird eher als Sondermodel und mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtet. Hier ist es als Frau selbstverständlich, beruflich tätig zu sein. Genügend Einrichtungen ermöglichen den Frauen, nach nur wenigen Wochen der Geburt eines Kindes, wieder in ihr Berufsleben zurückzufinden.
(Die Diskussion wie sinnvoll es ist, ein Baby der Betreung anderer zu überlassen möchte ich an dieser Stelle nicht wieder aufrollen! Wir haben es zur Genüge mit unseren deutschen-französischen „Greteln“, die hier mit mir in der Normandie wohnen, bei unseren Treffen durchgekaut).
Die Frage: „Was um Himmels willen machst Du eigentlich den ganzen Tag? Langweilst Du Dich nicht?“ habe ich mir in den letzten Jahren mehr als einmal anhören müssen. Von Mann wie Frau übrigens gleichermassen.

Wie gesagt: ich bin eine eingefleischte Hausfrau – mit all den Überzeugungen, die da so kommen. Und ein paar schnippische, pseudo wohlwollend, interessierte Fragen hier und da, bringen mich nicht so schnell aus dem Gleichgewicht. Ausserdem habe ich genug Selbstbewusstsein, um zu wissen was ich wert bin und was ich den ganzen Tag so leiste.
Anmerken muss ich an dieser Stelle allerdings: ich kann es mir finanziell leisten! Ich musste nie arbeiten gehen müssen!
Wenn ich gaaanz ehrlich bin, taten mir die Frauen, die sich dem Stress des arbeiten gehen freiwillig unterziehen eigentlich eher leid.
Die Hektik!
Das frühe Aufstehen!
Die Rennerei!
Die Doppelbelastung – Haushalt und Beruf!
In meinen Augen musste man schon völlig deppert sein, wenn man das freiwillig auf sich nimmt.
Da hatte ich es doch easy:
freie Zeiteinteilung - das wiederum ist allerdings relativ, da ich ja mehr Taxiunternehmen für die Kinder bin als alles andere
flexible Arbeitsbelastung - wenn ich dreimal in der Woche das Bad putzen muss, weil die Kinder es einfach nicht schaffen die klatschnassen Handtücher aufzuhängen, geht das allerdings ab und an schon an die Nieren...)
Kein Chef - auch das leider nur mit Einschränkung: denn Urlaub, Feierabend oder freies Wochende gibt es nur alle Jubeljahre
Keine Frage: mein Job ist ein 24 Stunden Job.
7 Tage die Woche
365 Tage im Jahr
Wenn man diese Aufgabe ernst nimmt und alles selbst erledigt, dann hat man echt keine Zeit sich zu langweilen. Frau ist Köchin, Putze, Taxifahrerin, Nachhilfelehrer, Diplomatin, Gärtnerin, Innerarchitektin, Geliebte, Psychater, Tierarzt, Krankenpflegerin, Bürokauffrau.......kurz Familienmanagerin.

Tja und dann kam sie.
Die Möglichkeit zu arbeiten. Und zwar ausserhalb meiner so heissgeliebten vier Wände.
Ich bin ein neugieriger Mensch und habe immer Lust auf etwas Neues
Also fackelte ich nicht lange herum und ergriff sie....die Gelegeheit...und machte die ersten Gehversuche in der von den Französinnen so angepriesenen Arbeitswelt.
Die Kommentare meiner Kinder:
“Mensch Klasse Mammi, endlich kann ich sagen, dass Du arbeitest“ stimmten mich allerdings nachdenklich. Als ich nachhakte und fragte, ob sie sich meiner schämten, weil ich all die Jahre nur zuhause geblieben war, drucksten sie merkwürdig herum. „Nein,“ war die Antwort, sie schämten sich nicht, aber all die anderen französischen Mütter würden halt auch arbeiten.....

Nun gut, dachte ich mir. Es kann mir nur gut tun, mal ein bisschen aus dem Haus zu kommen. Sich den Horizont zu erweitern hat noch niemanden geschadet.
Ich spuckte mir in die Hände und ging an meinen Kleiderschrank.

Was ich zu sehen bekam, war eigentlich eher traurig. Ich würde wohl schon bald in ein paar fesche Arbeitsklamotten investieren müssen. Die paar Ausgehsachen würden sich in einem Turnus von 6 Tagen in der Woche sehr schnell wiederholen und waren grösstenteils hoffnungslos „demodé“.
Und Jogginganzug und T-shirt sind vielleicht nicht wirklich seriös.
Aber kommt Zeit, kommen Klamotten, warten wir es ersteinmal ab.
Nach kaum vier Wochen begann ich die Auswirkungen der arbeitenden weiblichen Bevölkerung sehr deutlich zu spüren
Die zuhause liegengebliebe Arbeit, von nassen Handtücher und ungemachten Betten, bis hin zum wildwuchernden Rasen übernimmt keine Zauberfee. Das alles bleibt fein säuberlich liegen, bis ich abends wieder nach Hause komme. Auch die Hunde inklusive Morgenspaziergang kommen definitif zu kurz.
Nun könnte man ja meinen, dass ich nur einfach die Arbeit wieder sausen lassen müsste, damit wieder alles in Ordnung kommt.
Das fiese ist nur: es macht Spass! Ich meine, richtig Spass
Da ist zum einen der finanzielle Ansporn: Geld dass ich mir verdient habe! Auch wenn ich mit den paar Kröten meine Familie (noch) nicht ernähren kannn, so zahlt es doch immerhin das immer teurer werdende Benzin unserer zwei motorisierten Schluckspechte und die immer wieder, mit unheimlicher Regelmässigkeit anfallenden Tierarztrechnungen. Und hier und da ein Pulli für die Kids ist auch mal drin.
Was ich allerdings viel erfrischender finde, ist die Annerkennung!
Da kann ich zehnmal die Küche pikobello aufgräumt haben, den Boden geputzt und die Wäsche gewaschen und gebügelt in den Schrank gelegt haben..... zehnmal kommen die restlichen Familienmitglieder herein und bemerken nicht die Bohne meine Liebesmüh. Aber nur einmal jemanden im Geschäft gut beraten oder gezeigt haben, wie man Fotos in künstlerisch gestaltelten Alben unterbringen kann und er oder sie strahlt mich an und bedankt sich überschwenglich für meine Mühe.
Aber das absolute Sahnehäubchen für mich, ist das nach Hause kommen. Wenn ich den ganzen Tag weg bin, sehe ich mein Zuhause plötzlich wieder mir anderen Augen. Zwar fällt mir die ein oder andere Chaosecke auch wieder auf, aber irgendwie stört sie mich nicht.
Ich habe schliesslich den ganzen Tag gearbeitet und mir den Feierabend verdient.
Also raus aus der Klamotte, in den Jogginganzug – dessen Vorzüge ich jetzt auch wieder richtig zu schätzen weiss - und eine gemütliche Runde auf der Couch.
Sogar die Kinder fangen langsam aber sicher an, sich umzustellen. Als ich vor ein paar Tagen nach Hause kam, lief die Waschmaschine, die Küche war aufgeräumt und das Wohnzimmer gesaugt.
Wohhoow! Das finde ich cool.
Sogar meinem Mann scheint es zu gefallen, dass er mal wieder das Sagen am heimischen Herd hat. Kann er doch die Kinder gründlich nach seinem Gutdünken zusammenstauchen, ohne dass ihm seine Frau in den Rücken fällt und die Kinder verteidigt. Und kochen (und sich selbst dafür über den hohen Klee loben) darf er jetzt auch.

Ihr habt es vieleicht schon gemerkt.
Ich bin gerade dabei Eva Hermans Thesen auf den Kopf zu stellen.
Ich entdecke meine Weiblichkeit, eben gerade weil ich mich nicht mehr nur als Putzfrau definiere.
Meine Kinder sind im letzten Jahr um ein vieles selbständiger geworden.
Und mein Mann hat zuhause endlich wieder Mitspracherecht.
Aber nichtsdestotrotz:
Bei aller Lebendigkeit, die ich jetzt durch diese neue Erfahrung spüre:
Es kostet Kraft! Und zwar immens viel Kraft!
Das ganze verlangt den Frauen immer noch viel Disziplin und Organisationstalent ab. Nur ein kleines Sandkörnchen im Rädchen à la : „Mammi ich habe Bauchweh und Halsweh und ich glaube ich muss zuhause bleiben!“ kann die Maschinerie zum aprupten Stillstand bringen.
Mein Fazit:
Ein gaaaaanz grosses Lob an alle die Mädels da draussen, die diesen Doppeljob schon seit Jahren machen. Ich verneige mich in Ehrfurcht und wünsche Euch für das kommende Jahr viel Kraft und Gesundheit

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Commentaires
G
Liebe Pia <br /> gerade habe ich deinen Blog über berufstätige Frauen gelesen und hier mein Kommentar als ex-berufstätige Frau:<br /> Uber 30 Jahre lang war ich voll berufstätig, habe nebenbei noch 2 Kinder grossgezogen und bin nun seit fast einem Jahr "nur noch Hausfrau".<br /> Offiziell bin ich im Ruhestand, aber von Ruhe habe ich noch nicht viel gesehen. Meine Kinder beschweren sich, ich falle ihnen standig auf den Wecker ( "fruher, als Du noch gearbeitet hast,warst du cooler....) und der Mann meutert , ich hätte nichts zu tun und erfindet ständig irgendwelche Aktivitäten für mich ,dabei kann mir jede Hausfrau bestätigen,dass es immer etwas zu tun gibt . Ich gebe zu, der frühere Stress und die Hetzerei ist vorbei, ich muss nicht mehr im Morgengrauen aufstehen und kann mir meinen Tag einteilen wie ich will. Was nicht heisst, dass das Haus nicht geputzt, die Wäsche gewaschen und gebügelt , der Garten gerichtet und der Einkauf getätigt werden muss, ganz abgesehen davon, dass man nebenbei noch als Taxi fungieren muss ( du hast ja Zeit Mama...)trotzdem möchte ich ehrlich gesagt nicht mehr in den Beruf zurück , sondern mein Leben als Nur Hausfrau geniessen<br /> In diesem Sinne wünsche ich allen berufstätigen und nicht berufstätigen Gretels ein frohes Neues Jahr<br /> gaby
E
"Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommenl: Wurzeln und Flügel"<br /> <br /> Am besten ist es, wenn frau alles haben kann: <br /> nicht "nur" Hausfrau bleiben muss, aber auch nicht 30 Jahre täglich von früh bis spät außer Haus arbeiten und seine Kinder von anderen Leuten aufziehen lassen.<br /> <br /> Du hast das aus meiner Sicht total richtig gemacht, Pia! <br /> Genau, wie Goethe (dessen weise Mutter Du ja bereits mit einer meiner Lieblingsmaximen zitiert hast) es forderte, hast Du Deinen Kinder Wurzeln gegeben, solange sie klein waren: ein warmes Nest (das ja erst mit viel Aufwand und Liebe ausgebaut werden musste), Zeit, Energie, Aufmerksamkeit, Pflege, wenn sie krank waren und - was heute ja leider überhaupt nicht mehr selbstverständlich ist - eine gute Erziehung! Das alles lässt sich "eben kurz mal" am Feierabend und Wochenende sicher nur schwer leisten. Sie durften mit Tieren und viel Freiheit zu Hause, in einer zuverlässig geordneten Welt aufwachsen. Ein (hierzulande seltener) Luxus, den sie Dir natütlich nicht sofort und immerzu danken, aber sicher eines Tages (in der Rückschau?)erkennen werden.<br /> <br /> Und jetzt, wo sie älter sind, gibst Du ihnen die Flügel der Selbständigkeit. Wozu auch die Erkenntnis gehört, dass die Mama nicht ständig verfügbar ist, dieses oder jenes zu richten.<br /> Das hätte - bei entsprechender Gelegenheit - sicher auch ein paar Jahre früher passieren können. Aber wer hätte Deinen Mädels dann so gut zu schulischen Erfolgen verholfen? Wahrscheinlich hat sich alles genau richtig gefügt!<br /> <br /> Weiter viel Spaß im Job und zu Hause!<br /> (Ich jedenfalls möchte meine freiberufliche Tätigkeit nicht missen, selbst, wenn kein finanzieller Zwang dahinter stünde. Aber ich freue mich auch immer über ruhige Zeiten, in denen ich zuhause wieder Grund reinbringen und mir und meinen Tieren Ausflüge gönnen kann.)<br /> <br /> Wie gesagt, am besten, frau kann beides haben....
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